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mentalis – das fehlende Puzzlestück zwischen Klinik und Weiterversorgung

Aktuelle Nachsorgesituation – Ein „lose-lose-lose“ Szenario

Die in der (teil-) stationären Behandlung erzielten Behandlungserfolge können durch eine mangelnde Nachsorge gefährdet werden. Denn trotz erfolgter Krankenhausbehandlung besteht bei den meisten Patient:innen zum Zeitpunkt der Entlassung ein kontinuierlicher Weiterversorgungsbedarf. Doch oftmals ist die notwendige Nachsorge nicht ausreichend gesichert bzw. sie kann nicht nahtlos an die Klinikbehandlung anknüpfen. Das liegt auch daran, dass der Übergang zwischen der (teil-)stationären Versorgung zu weiteren Versorgungsangeboten von diversen Schwierigkeiten und Hürden geprägt ist. Intersektorale Bruchstellen und begrenzte Behandlungskapazitäten in einem intransparenten „Nachsorgemarkt“ haben weitreichende Folgen für das gesamte Gesundheitssystem. Die Folgen mangelnder Nachsorge können eine Wiederverschlechterung der Symptomatik im Alltag verursachen und zu einer frühzeitigen, oftmals vermeidbaren Rehospitalisierung führen.

So trägt diese Versorgungslücke dazu bei, dass über alle F-Diagnosen hinweg hohe Rehospitalisierungsraten von über 41,5% nach nur vier Monaten bestehen (Bundesregierung, 2019).

Dies ist mit bedeutsamen Leid für Betroffene verbunden, für Kliniken und Kostenträger bedingt der aktuelle Zustand komplexe und unwirtschaftliche Weiterbehandlungen.

mentalis – das fehlende Puzzlestück

Zur Schließung dieser Versorgungslücke braucht es Lösungen, die durch die Integration in das bestehende Versorgungssystem zum einen eine nahtlose Weiterbehandlung aus der Klinik heraus ermöglichen und Betroffene mit erhöhtem Behandlungsbedarf im „System halten“ um eine langfristige Stabilisierung der Symptome zu ermöglichen. Dieser Ansatz spiegelt sich im digitalen Nachsorgeangebot von mentalis wider, welcher sich als intersektoraler Brückenbauer versteht.

 

 

Das Versorgungsangebot besteht aus evidenzbasierten, CE-gekennzeichneten Therapie-Apps mit regelmäßigen psychologischen Tele-Gesprächen. Die Wirksamkeit der von mentalis eingesetzten Therapie-Apps wurde durch wissenschaftliche Studien belegt. Als Ausgründung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg steht die Wissenschaftlichkeit im Vordergrund des Vorgehens. Zum aktuellen Zeitpunkt konnten bereits acht randomisierte, kontrollierte Studien abgeschlossen werden. Drei weitere Studien zur Evaluation der digitalen Nachsorgeprogramme laufen zum aktuellen Zeitpunkt noch. In den abgeschlossenen Studien wurden Effektstärken bezüglich der Symptomreduktion und Steigerung des Wohlbefindens zwischen Cohen’s d = 0.5 – 1.1 gefunden.

Prozess der Einschreibung

Um eine nahtlose, digitale Nachsorge zu gewährleisten, setzt der hybride blended-care Ansatz von mentalis bereits in den Kliniken an. Noch vor der Entlassung werden Betroffene in der Klinik durch ihre Behandler:innen qualifiziert in die digitale Nachsorge eingeschrieben. Die Einschreibung der Patient:innen wird auf einem eigens dafür eingerichteten Web Portal von mentalis vorgenommen. In diesem Portal erfolgt eine datenschutz-konforme Online-Eingabe der Stammdaten, die Auswahl der passenden Therapie-App sowie – ganz einfach per Klick – die Vereinbarung des ersten Termins für ein psychologisches Tele-Gespräch mit den Psychologen von mentalis. Einen Überblick über die Programme finden sie hier. Als Teil der Einschreibung erhalten Patient:innen unmittelbar Zugang zu der ausgewählten Therapie-App, sodass noch auf Station mit der Bearbeitung der therapeutischen Aufgaben in der Therapie-App gestartet werden kann. Die ersten Schritte in der Nachsorge erfolgen somit noch auf der Station in einem geschützten Rahmen.

Weiterversorgung sichern

Die eingeschriebenen Patient:innen werden von mentalis in einer kritischen Übergangphase unterstützt und begleitet. Die Programme sind aber nicht als Dauerlösung ausgelegt. Einige Patient:innen profitieren von der digitalen Nachsorge in dem Maße, dass sie die für sie persönlich anstehenden nächsten Schritte nach Abschluss des Programms eigenständig gehen können und möchten. Bei anderen besteht nach erfolgter Stabilisierung durch die digitale Nachsorge fortlaufender Weiterbehandlungsbedarf. Ziel der digitalen Nachsorge ist es im letzteren Fall, diese Patient:innen systematisch wieder in Weiterversorgungsangebote zu überführen. Hierbei kann es sich beispielsweise um eine – bereits in der Klinik geplante – tagesklinische Behandlung oder eine Behandlung in einer psychiatrischen Institutsambulanz handeln. Weitere Möglichkeiten sind die Aufnahmen einer ambulanten Richtlinienpsychotherapie, das Aufsuchen einer Suchtberatungsstelle oder einer Rehabilitationsmaßnahme.

Zur Unterstützung der Weiterversorgung für die Zeit nach mentalis bietet die digitale Nachsorge einen sogenannten Anschluss-Navigator als Tool in den Therapie-Apps. Mit Hilfe dieses Navigators werden Patient:innen effizient bei der Identifikation und Kontaktaufnahme der gewünschten Weiterversorgungsmaßnahme unterstützt. Patient:innen können sich hier ausführlich über region-wie indiktionsspezifische Möglichkeiten zur Weiterbehandlung informieren. Ist eine Weiterbehandlungsmaßnahme ausgewählt, unterstützt die App und die persönlichen Tele-Gespräche den Weg der Patient:innen von der Kontaktaufnahme bis hin zum Erstgespräch und der folgenden Überführung. Die digitale Nachsorge versteht sich als „Lückenschließer“ und hilft somit, bestehende Strukturen im Versorgungssystem effizient und zielgerichtet zu verknüpfen.

Aus „lose-lose-lose“ wird „win-win-win“

mentalis kooperiert bereits mit diversen Krankenkassen sowie einer Vielzahl an Kliniken und Trägern im Bundesgebiet. Die Kooperationen sollen die bestehende Versorgung mit Vorteilen für alle beteiligten Stakeholder verbessern. Die Vorteile für Patient:innen liegen sowohl in der nahtlosen Weiterbehandlung als auch in der Reduktion der bestehenden Symptomatik und der Verbesserung des Wohlbefindens durch die therapeutischen Inhalte und die psychologischen Tele-Gespräche. Die Krankenkassen profitieren von einer möglichst hohen Vermeidung von Rehospitalisierungen und einem ggf. verringerten ambulanten Behandlungsbedarf. Von der technischen und prozessualen Anbindung profitieren neben den Patient:innen auch die Kliniken, welche so frühzeitige und unwirtschaftliche Rehospitalisierungen verhindern und die Patient:innenversorgung somit wirtschaftlicher gestalten können.

 

 

Dieser Blogartikel wurde verfasst von unserem Redaktionsteam
Renate Übe & Sophia Möhrle

 

Literatur

Bundesregierung (2019). Antwort: Drucksache 19/11473. Sektorenübergreifende Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen. https://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/19/114/1911473.pdf (Stand: 04.02.2021)