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mentalis InBalance – Patient:innen-Erfahrung mit der mentalis Nachsorge bei Borderline

Ein:e Patient:in berichtet über die Erfahrung mit mentalis InBalance

Seit 2018 versorgt mentalis Patient:innen in der digitalen Nachsorge. Inzwischen haben zahlreiche Patient:innen die Nachsorgeprogramme von mentalis nutzen können, um nach Klinikentlassung nahtlos an ihrer Gesundheit weiter zu arbeiten. Unser:e Interviewpartner:in ist Patient:in bei mentalis und hat mit uns ehrlich über die Erfahrungen mit der digitalen Nachsorge gesprochen. Wir freuen uns sehr darüber, dass wir die Erfahrungen auf unserem Blog veröffentlichen dürfen.

Hallo und vielen Dank für das Interview! Die erste Frage bezieht sich auf den Zugang zu der Nachsorge: Wie sind Sie konkret auf das digitale Nachsorgeprogramm der mentalis aufmerksam geworden?

In der Psychiatrie kam einer der betreuenden Psychologen auf mich zu und teilte mir mit, dass meine Entlassung bald bevorsteht. Der Psychologe fragte mich, wie ich nach meiner Entlassung gerne weiter machen möchte. Dadurch, dass ich noch nichts hatte – das dauert ja auch alles seine Zeit – hat der Psychologe mir mentalis empfohlen und mir von den digitalen Nachsorgeprogrammen erzählt. Eigentlich sei er von Smartphone-Apps bisher nicht überzeugt gewesen, aber er sagte, mentalis sei in der Klinik vorgestellt worden und er habe dabei ein sehr gutes Gefühl gehabt, vor allem auch was die Inhalte der digitalen Nachsorge betreffe. Der Psychologe legte mir mentalis ans Herz und schlug mir vor, mich für die digitale Nachsorge anzumelden, sofern ich das natürlich auch möchte. Für mich klang das gut, also habe ich das einfach mal gemacht.

Wie lief die Anbindung in der Klinik aus Ihrer Perspektive ab?

Das ging schnell. Anfangs gab es nur kleine Schwierigkeiten bei der Buchung des ersten Coaching-Termins, aber das Problem wurde sehr schnell behoben, sodass ich zügig in die digitale Nachsorge der mentalis eingeschrieben werden konnte.

Wie lange hat es gedauert, bis Sie an das digitale Nachsorgeprogramm der mentalis angebunden waren?

Auch das ging innerhalb weniger Minuten und noch vor meiner Entlassung. Es gab kaum Wartezeit zwischen der Klinik und mentalis, das ging also richtig schnell! Das Klinikpersonal hat mich noch in der Klinik auf das Nachsorgeprogramm angesprochen und wir hatten uns darauf geeinigt, dass ich daran teilnehmen werde. Ich glaube, direkt am nächsten Tag war ich dann auch schon bei mentalis eingeschrieben. Also das ging sehr schnell vonstatten und noch vor meiner Entlassung, sodass ich direkt zu Hause an meinen Themen weiterarbeiten konnte.

Was hat Ihnen besonders gut am digitalen Nachsorgeprogramm der mentalis gefallen?

Die Therapie-App läuft sauber und ist einfach zu bedienen. Die Aufgaben sind nicht schwer und leicht verständlich. Besonders gut haben mir die Motivationsaufgaben mit den Bildern gefallen. Motivation zu finden, an sich weiterzuarbeiten – das hat mich sehr angesprochen.

Gibt es etwas, das Sie am digitalen Nachsorgeprogramm verbessern würden?

Anfangs hatte ich Probleme bei den telefonischen Coaching-Terminen, weil die Verbindung etwas instabil war, ich habe meine Coachin verzerrt gehört – also telefonisch könnte man daran noch etwas verbessern.
In der Therapie-App gab es eine Aufgabe, bei der man Negatives von sich wegdrücken, also von sich weg „swipen“ und Positives zu sich heranziehen sollte.

Ah ja, das ist unser neurokognitives Training…

…das war anfangs etwas schwer zu verstehen. Ich wusste nicht, in welche Richtung ich „swipen“ soll, da musste ich erst mal überlegen. Dadurch hatte ich Fragen, die ich eigentlich richtig beantwortet hätte, natürlich erst mal mit falsch beantwortet. Vielleicht hätte man das noch einfacher lösen können, dass man in der Aufgabe beschreibt, was zu tun ist. Zum Beispiel oben im Screen „positiv“ und unten „negativ“ mit einem Pfeil markieren, sodass man das nochmal während der Bearbeitung der Fragen vor Augen hat. Mittlerweile bin ich in die Aufgabe aber gut reingekommen.

Die Sprachnotizen fand ich weniger gut, aber das ist mein persönlicher Geschmack. Ich mag Sprachnotizen einfach nicht so gerne, deswegen habe ich diese Aufgabe auch nicht weiter beachtet. Gerade wenn man mal unterwegs ist und mit dem Bus fährt, könnte es mit so einer Aufgabe schwer werden. In der Öffentlichkeit möchte man sowas nicht machen. Es wäre daher von Vorteil, die Aufgaben dem eigenen Umfeld anzupassen und die Aufgaben selbst auswählen zu können.

Danke für die offene Rückmeldung, das findet unsere IT sowie unsere Produktabteilung natürlich besonders interessant. Neben der App besteht die Nachsorge ja auch aus telefonischen Psycholog:innengesprächen. Meine Frage an Sie: Vertrauensvolle Gespräche übers Telefon – geht das überhaupt?

Mittlerweile ja! Anfangs hat es sich für mich angefühlt, als würde ich mit einem Fremden sprechen. Wenn man einen Menschen das erste Mal persönlich trifft, möchte man ihm ja auch nicht von seinem ganzen Leben erzählen. Wir hatten anfangs unsere Grundgespräche und es war schon etwas komisch mit einer Person zu telefonieren, die man gar nicht kennt. Aber mittlerweile hatten wir schon ein paar gute Gespräche und das Vertrauen hat sich aufgebaut. Je öfters wir telefoniert hatten, umso mehr konnte ich mich öffnen und ich empfand die Gespräche mit der Zeit als vertrauensvoll.

Wie nehmen Sie das psychologische Tele-Gespräch mittlerweile wahr?

Die Atmosphäre war entspannt und die Gespräche waren für mich in Ordnung. Klar, man ist anfangs noch etwas unbeholfen: „Was sage ich und wie sage ich das, sodass es auch nicht falsch verstanden wird?“ Da gehen einem so manche Dinge durch den Kopf, aber mittlerweile funktioniert das gut. In solche Gespräche muss man auch reinwachsen. Manche brauchen etwas länger und manche reden einfach los.

Viele Patient:innen haben uns rückgemeldet, dass sie das Telefon ein gutes Medium für die Gespräche mit unseren Psycholog:innen finden. Manche würden sich aber auch zusätzlich einen Videokontakt wünschen. Haben Sie hier eine Präferenz?

Ich könnte mir vorstellen, dass man zukünftig beides, also sowohl Video- als auch Audiotelefonate anbietet. Es gibt bestimmt Menschen, die würden ihren Gegenüber im Gespräch gerne sehen. Ich finde es einfach persönlicher, wenn man im Gespräch Augenkontakt halten kann und die Reaktion von seinem Gegenüber sieht. Wenn ich heute nochmal die Wahl hätte – ich würde auf jeden Fall das Videotelefonat nehmen. Andere Menschen wiederum haben es lieber anonymer. Die Telefonate haben also natürlich auch ihre Vorteile.

Insbesondere für Menschen mit einer Borderline-Erkrankung sind die Wartezeiten in der ambulanten Versorgung sehr lang. Wie wäre es ohne mentalis denn weitergegangen?

Ich hätte nicht sofort etwas gehabt, mit dem ich an mir weiterarbeiten kann. Ich bin zwar in die Psychiatrische Institutsambulanz (PIA) verwiesen worden, aber auch hier gibt es Wartezeiten. Da warte ich leider immer noch auf eine Rückmeldung. Mit mentalis kann ich in der Zwischenzeit also an mir weiterarbeiten. Trotz der Wartezeit komme ich mit mentalis in meinem Leben ein Stück weiter und bekomme durch die Gespräche mit meiner Psychologin direkt ein Feedback. Durch dieses Feedback merke ich oft: „Du bist wieder auf dem richtigen Weg und einen Schritt weiter, vielleicht nicht extrem weiter, aber es geht voran.“

Du bist wieder auf dem richtigen Weg und einen Schritt weiter, vielleicht nicht extrem weiter, aber es geht voran.

Was glauben Sie, wie geht es den meisten Menschen, die kurz vor einer Entlassung aus der Klinik stehen?

Wissen Sie, man ist eine lange Zeit in der Klinik. Und dann steht plötzlich die Entlassung vor der Tür und jetzt? Man hat Angst vor dem, was kommt. In der Klinik konntest du so viel machen und gut abschalten und jetzt muss man alles was man gelernt hat, draußen anwenden, sodass man auch daheim wieder funktionieren kann. In der Klinik ist immer jemand, mit dem man reden oder spielen kann. Egal ob morgens oder abends. Es ist immer jemand da! Selbst wenn man schlafen gehen möchte, ist jemand für dich da. Und dann kommt man nach Hause und da ist niemand! Anfangs ist man noch froh darüber, wieder in seinen eigenen vier Wände zu sein, aber abends ist man auf sich allein gestellt und überlegt: „Was mache ich jetzt?“ Mit den anderen in der Klinik hätte ich jetzt noch ein Spiel gespielt oder gemütlich zusammengesessen. Aber das war daheim nicht mehr möglich. Da ich noch krankgeschrieben war und meine Familie und Freunde auch alle bei der Arbeit waren, gab es kaum eine Möglichkeit, mit ihnen zu telefonieren. Daher fand ich mentalis sehr hilfreich, weil man an sich arbeiten konnte, seine Gefühle nicht verdrängt und direkt die Gespräche mit der Psychologin hatte – auch wenn es nur einmal die Woche ist, aber es ist einfach schön, sich mit jemanden zu unterhalten, der einen auch unterstützt und für einen da ist.

Wissen Sie, man ist eine lange Zeit in der Klinik. Und dann steht plötzlich die Entlassung vor der Tür und jetzt?

Würden Sie das Nachsorgeprogramm für andere Betroffene auch weiterempfehlen?

Ja, das auf jeden Fall! 1.) Weil man in der langen Zeit nach der Klinikentlassung an sich weiterarbeiten kann und 2.) weil man auch immer weiß: Da ist jemand, wenn mal etwas sein sollte. Natürlich kann ich meine Psychologin nicht nachts anrufen, wenn ich sie brauche – das ist klar. Aber mentalis bietet mit der App eine gute Hilfestellung und grundsätzlich denke ich, dass das Nachsorgeprogramm eine gute Lösung für Patient:innen darstellen kann. Ich kenne jemanden persönlich, der auch von einer Borderline-Erkrankung betroffen ist und sich momentan in der Klinik befindet. Ich bin mir sicher, mentalis könnte der betroffenen Person nach der Entlassung helfen. Vor allem weil die Person durch die verbindlichen Psychologentermine ein Gefühl dafür entwickelt, wieder regelmäßig an einem Austausch teilzunehmen. Ich denke, das würde bestimmt weiterhelfen.

Wie könnte man Betroffene motivieren, mit mentalis zu arbeiten?

Das ist schwierig. Ich würde sagen: Mach‘s einfach mal. „Nein“ kannst du immer noch sagen. Probier‘s einfach aus, und wenn es nach zwei, drei Mal immer noch nichts ist, ist es völlig legitim. Die Person muss für sich selbst entscheiden, ob sie mit einer App und Telefongesprächen weiterarbeiten möchten oder nicht. So gesehen, muss das muss jeder für
sich selbst entscheiden. Aber gerade dann, wenn man selbst von einer psychischen Erkrankung betroffen ist und mit einer digitalen Nachsorge positive Erfahrung machen konnte, sollte man das Betroffenen ans Herz legen.

 

Vielen Dank für das ehrliche Gespräch und die wertvolle Rückmeldung. Ich wünsche Ihnen alles Gute auf Ihrem weiteren Weg!

Vielen Dank! Das wünsche ich Ihnen ebenfalls…und man hilft, wo man kann.

 

Erfahren Sie hier mehr über mentalis InBalance.

 

Dieser Blogartikel wurde verfasst von
Monika Szymanek